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Victoria Tomaschko
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Rostock-Lichtenhagen, 2012
Copyright: © Victoria Tomaschko
Foto: Victoria Tomaschko

Victoria Tomaschko fotografierte im Norden von Rostock, in Plattenbausiedlungen, die in den 1960er und 1970er Jahren entstanden sind und eine Art Außenstadt zur renovierten Rostocker Innenstadt bilden. Im August 1992 griffen in Lichtenhagen Rechtsextreme die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber im Sonnenblumenhaus an. An die 3000 Schaulustige klatschten die rechtsextremen Ausschreitungen und behinderten den Einsatz von Polizei und Feuerwehr, die sich am Höhepunkt der Eskalation zurückgezogen hatten. Politisches Versagen im Vorfeld, während den Ausschreitungen und im Nachhinein prägte und definierte die Ereignisse. Die Fehleinschätzung, Leugnung und Verharmlosung der von der Zwickauer Terror-Zelle begangenen Morde ist ein trauriges Beispiel und aktueller Beleg diesbezüglicher Blindheit am rechten Auge der zuständigen Behörden. 
Victoria Tomaschko geht es in ihrer Fotoserie um die gegenwärtige Lebenssituation im Rostocker Norden und um fehlende, bzw. nicht bewusste Plätze der Erinnerung, um den blinden Fleck innerhalb gesellschaftspolitischer Erzählungen und historischen Bewusstseins. Welche Rückschlüsse können aus diesen Lücken der Erinnerung gezogen werden? Was ist nicht sichtbar und dennoch anwesend, welche Wirklichkeit wird ausgeblendet und ist dadurch umso präsenter? Und wie prägen diese Ereignisse die eigene Biografie, wenn man wie Victoria Tomaschko in Rostock geboren und aufgewachsen ist?
(Text: Sabine Winkler)

Victoria Tomaschko wurde 1978 in Rostock geboren und lebt heute in Berlin. Nach ihrem Studium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft zur Visuellen Kommunikation, schloss sie ihre Studien mit einem Master in Art in Context an der Universität der Künste in Berlin ab. Sie arbeitet als freie Fotografin mit Schwerpunkt auf Porträt-, Architektur- und dokumentarischer Fotografie. Ihre Arbeiten setzen sich oft mit gesellschaftlichen, historischen und politischen Themen auseinander, wobei sie Leerstellen und blinde Flecken innerhalb kollektiver Erinnerung und Identität sichtbar macht. Tomaschkos Fotografien wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt und in Publikationen wie Die Zeit und SZ-Magazin veröffentlicht.

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