top of page
Timo Stammberger
Timo Stammberger_Tools_Kastrationszange.png

Tools Kastrationszange
© Timo Stammberger

In der Serie Tools löst Timo Stammberger die täglich verwendeten Werkzeuge aus der Tierindustrie heraus. Jedes Einzelbild zeigt ein Objekt, das in der Tiermast, Zucht oder Schlachtung Anwendung findet, um Tiere gewaltvoll in das vom Menschen geschaffene System einzupassen. Die Arbeiten führen den Betrachtenden das Ausmaß der systematischen Anwendung von Gewalt vor Augen. Die industrielle Brutalität der Lebensmittelherstellung wird sichtbar und real. Stammbergers Fotografien sind sachlich, beinahe klinisch – und gerade darin radikal. In ihrer Abstraktheit erzeugen sie Aufmerksamkeit und Empathie für die Wehrlosen.

Das Porträt von Aljosha, zeigt die Geschichte eines jungen Schweins: "Es sollte nur eine weitere Routine-Mission werden. Doch in jener Nacht passierte etwas. Ein verletztes Schwein erregte unsere Aufmerksamkeit – zum Sterben verurteilt, kaum noch am Leben. Ich machte dieses Foto. Die Reaktion meiner Mutter darauf: „Ich wette, du hättest ihn gerne mitgenommen.“ Dieser Satz veränderte alles. Wir kehrten zurück. Er wurde befreit. Wir nannten ihn Aljosha. Er überlebte, wurde gesund und lebt heute glücklich auf dem Lebenshof Erdlingshof e. V. Sein Leben fühlt sich an wie ein kleiner Akt der Befreiung in einem System, das keine Überlebenden zulässt. Dieses eine Mal mussten wir nicht alle zurücklassen. Und das hat mich verändert. Diese Erfahrung wurde zu einem Wendepunkt – eine, die ich bis heute mit mir trage. Mission complete."  Timo Stammberger

Stammbergers Arbeiten basieren auf seinen langjährigen Recherchen zur Tierindustrie. Seine Fotografien gewähren seltene Einblicke in Räume, die der Öffentlichkeit normalerweise verschlossen bleiben — Fragmente eines Systems, in dem Tiere den Anforderungen eines unnatürlichen Lebens für den menschlichen Nutzen angepasst werden.
Im öffentlichen Raum konfrontieren die Bilder die Betrachtenden mit dem, was sonst verborgen bleibt, und laden dazu ein, über Sichtbarkeit, Transparenz, Komplizenschaft und die Systeme nachzudenken, die das konfliktreiche Verhältnis zwischen Mensch und Tier aufrechterhalten.

(Text: Timo Stammberger)

Geboren 1980 in Hamburg, lebt und arbeitet Timo Stammberger als investigativer Fotograf und Aktivist mit Schwerpunkt Tierindustrie, Dokumentar- und Sozialfotografie in Berlin. Er studierte an der Ostkreuzschule Berlin. Bekannt wurde er mit seinen intensiven Bildserien, die die aus der öffentlichen Wahrnehmung herausgelösten Lebensrealitäten von Tier und Mensch spiegeln. Seit 2014 engagiert er sich in der Tierrechtsbewegung und macht durch seinen Fotojournalismus verborgene Grausamkeiten öffentlich.

bottom of page