
Ohne Titel, 2015 - Offset Druck, Klammer
Ohne Titel, 2022 - Offset Druck, Leim, Wachs
Ohne Titel, 2017 - Offset Druck, Leim, Holz, Lack
Reduktion auf das Wesentliche, Variation und Wiederholung, Formen, die der Herstellungsprozess vorschreibt – das sind nur einige Aspekte von Goekhan Erdogans Werken. Häufig arbeitet er in Serien und häufig liegt ein Passbild als Ausgangspunkt der Arbeit zugrunde. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstbildnis ist von vielen philosophischen, kunst- und sozialgeschichtlichen Aspekten geprägt; das Ergebnis dieser Überlegungen dabei oft höchst minimalistisch. Erdogan hebt die fotografischen Aufnahmen aus ihrem formalen Rahmen heraus, zwingt das Papier in ungewohnte Gestaltungszustände oder transformiert die Motive bis zum völligen Auflösen, bis sie dem Werk nur noch als abstrakte Idee innewohnen.
Eine solche vom Produktionsprozess geleitete Auseinandersetzung mit dem Material findet sich ebenfalls in den hier präsentierten Werken. Was wie polierter Stein und Holzmaserung aussieht, sind in Wirklichkeit verschieden große Offsetdrucke seines Passfotomotivs, die mit Leim eingestrichen, gepresst und getrocknet wurden. Erdogan bearbeitet den Werkstoff Papier hier wie ein Bildhauer – er formt, trägt ab, poliert. Es bleiben sinnliche Objekte, pure natürliche Formen, bei denen es schwerfällt, sie nicht zu berühren.
Goekhan Erdogan wurde 1978 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte an der HfbK Städelschule Frankfurt und der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Preisträger des Dieter-Haack-Award 2011. Regelmäßige Solo- und Gruppenausstellungen in Galerien und Kunstvereinen in Deutschland, insbesondere im Rhein-Main-Gebiet sowie an unterschiedlichen Standorten in Europa.
E 606, 2024 – roter Farb- oder Graphitstift auf Hahnemühle Rice Paper, geplottet, auf Karton montiert
Hinsberg ist eine der prominentesten deutschen Künstlerinnen, die den Begriff der sogenannten „Raumzeichnung“ und das Medium des Scherenschnitts geprägt haben. Seit den 1990er Jahren konzentriert sich ihr Werk auf die Zeichnung und verschiedene Prozesse ihrer Dekonstruktion. Sie zeichnet und transformiert die handgezeichneten Linien durch Schnitte und Bohrungen in den Papieroberflächen. Ihre Arbeiten reichen von feinen Papierschnittrastern über raumgreifende, schwebende Papierstreifen bis hin zu mit farbigem Papier verkleideten Innenräumen. Allesamt eindrucksvolle Beispiele dafür, dass das Medium der Zeichnung längst über die enge Definition von Linien auf Papier hinausgewachsen ist.
Die hier gezeigte Arbeit zeigt in ihrer zarten Form diese Transformation zwischen Zeichnung, Relief bis hin zum dreidimensionalen Objekt. Der „übliche“ Träger, das Papier, wird hier zum Zeichen, wird Linie und doch auch zum hervorgehobenen Körper, der scheinbar schwebend seinen Schatten zart auf den Hintergrund wirft. Das Material tritt in den Vordergrund.
Geboren 1967 in Karlsruhe, studierte Hinsberg in München, Dresden und Bordeaux. Neben einer Professur für Zeichnung an der HBK Bremen ist sie seit 2011 Professor für konzeptuelle Malerei an der HBKsaar Saarbrücken. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, Auszeichnungen und Publikationen. Ihre Arbeiten werden in internationalen Ausstellungen gezeigt und befinden sich in diversen Sammlungen, u.a.: Chinati Foundation, Marfa, TX; Graphische Sammlung, Pinakothek der Moderne, München; Hamburger Kunsthalle; Kupferstichkabinett, Berlin; Kunstmuseum Stuttgart; Folkwang Museum, Essen; Museum of New Zealand, Wellington; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.
Ohne Titel, 2024 - Watercolour Britannia Hahnemühle, Archivpigmendruck
Ohne Titel, 2024 - Watercolour Britannia Hahnemühle, Archivpigmendruck
Ohne Titel, 2024 - Watercolour Britannia Hahnemühle, Archivpigmendruck
Karolin Schwab nutzt in ihren minimalistischen Arbeiten eine reduzierte Formensprache, die stets zwischen dem physisch Wahrnehmbaren und dem Unsichtbaren eine Brücke baut. Darin erweckt sie verborgene Sehnsüchte bei den Betrachtenden.
Die hier präsentierten Arbeiten sind eine weitere serielle Arbeit der Künstlerin (Karolin Schwab), die sich mit den Klängen gemalter und gedruckter Naturphänomenen beschäftigt. Sie fotografiert und malt Orte und Zustände, von denen wir wissen, wie sie klingen. Wind. Das Fließen von Wasser. Brechendes Holz…
Den Klang erzeugt sie bei den Betrachtenden mittels der Übersetzung in eine vertraute Form, von der wiederum wir wissen, dass sie Klänge konservieren und wiedergeben kann. (Die Form: Tonband). Auf diese Weise entsteht „Klang“ durch die Übersetzung in Form und Farbe. So erzeugt das Sehen einen Widerhall in den Klangspeichern unserer Erinnerung. Und erschafft so innerlich ein Hören, das wiederum von individuellen Erinnerungen gespeist und zugleich zugeordnet wird. Einatmen und Ausatmen als fließendes „Immer“ des Lebens.
Hier etwa grauschwarze Abbilder von „brüllender See“, deren Klang transformiert wurde in ein Bild-Ton-Band.
Geboren 1987 in Stralsund, lebt und arbeitet Schwab in Berlin. Nach ihrem Bachelor der Bildenden Künste an der Universität East London schloss Schwab ihr Studium mit einem Master für Bildende Kunst bei Ai Wei Wei an der Universität der Künste Berlin ab. Neben zahlreichen internationalen und nationalen Ausstellungen erhielt sie umfangreiche Stipendien und Preise, wie auch einen Platz im diesjährigen Residenzprogramm Paper Residency! des Haus des Papiers in Berlin.
Partition 115, 2018 - Foto-Objekt, Unikat
Wenn man der Fotografie alles Inhaltliche entzieht, was bleibt? Dieser Frage ging Christiane Feser nach und fand: Es bleiben Licht, Schatten und das Material Papier. Daraus erschuf sie ihr Spielfeld. Mit digitaler Bildbearbeitung angefangen, verwendet sie seit 2008 verstärkt „echtes“ Werkzeug. Sie fotografiert, dann faltet und schneidet sie die Aufnahmen, ritzt, sticht, fügt den Oberflächen Fäden und Fasern hinzu und arrangiert alles neu – nur, um es noch einmal durch die Linse der Kamera festzuhalten. Dem fotografischen Sehen der Kamera, einer Realität, die "mal da war", setzt Feser das menschliche Sehen mit dem Auge entgegen. Das Zwei- und Dreidimensionale wird miteinander verwoben, bis sich die Aufnahme in ein „Foto-Objekt“ verwandelt.
Am Anfang der fortlaufenden Serie Partitionen standen Faltungen von einzelnen Papieren. Aus tausenden von gefalteten Din A4-Blättern formte Feser über Monate immer neue Module, die sie dann durch die Kamera festhielt und zurück ins Dreidimensionale überführte. So vertiefte sie ihr analytisches Wissen über Material, Licht und Schatten, bis sie sich an die Entwicklung ihrer sehr eigenständigen Partitionen machte. Christiane Fesers großformatige Arbeit Partition 115 im Eingangsbereich lebt von der meisterlichen Beherrschung des Werkstoffs Papier, der sich wie ein Wasserfall aus Papierstreifen in den Raum ergießt.
Christiane Feser wurde 1977 in Würzburg geboren. Sie studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Ihre Arbeiten werden weltweit in Ausstellungen gezeigt, darunter im Frankfurter Kunstverein; dem Getty Museum, Los Angeles; dem Kunstmuseum Bochum; dem Palazzo Strozzi, Florenz sowie im Solomon R. Guggenheim Museum, New York. Ihre Werke sind in den Sammlungen des Guggenheim Museums, New York; im Minneapolis Institute of Art; im Mönchehaus Museum, Goslar; im ZKM Karlsruhe und der Sammlung Klein. Christiane Feser ist die erste Stipendiatin der Paper Residency! des Haus des Papiers.
aussitzen oder abheben, 2024 – Papier, Garn, Stuhl
Innen und außen, Einblick und Durchblick, fest und weich. Sheila Furlans Arbeiten bewegen sich stets in einem Dialog zwischen Raum, Fläche, Transparenz und Undurchdringbarkeit. Ihre zarten Räume, die sie aus durchscheinendem Organza-Stoff und präzisen Nähten erschafft, machen die sonst unsichtbaren Zwischenräume sichtbar.
Für das Haus des Papiers hat Sheila Furlan die Einladung angenommen, sich mit dem Werkstoff Papier auseinanderzusetzen und extra für das Museum die Arbeit aussitzen oder abheben angefertigt. Die Arbeit zeichnet die filigrane Arbeitsweise der Künstlerin nach, die Referenzen zu dem beigefügten originalen Gegenstand bildet.
Seiner Funktion beraubt und ins Gegensätzliche gedreht, offenbart er sein Inneres und wird zu einem poetischen Symbol unseres Alltages.
In Rom geboren ging Sheila Furlan für ihr Studium an die Akademie der Bildenden Künste München. Ergänzend zu ihren künstlerischen Studien, erhielt sie eine Flamenco Tanzausbildung, die die Grundlage zu ihren gattungsübergreifenden Projekten zwischen Tanz, Musik und Theater bildet. Ihre Arbeiten werden international in diversen Ausstellungen gezeigt. Sie lebt und arbeitet in München.
o.T., 2018 – Beton, Pappbecher, Stahl
Ines Schaikowski beobachtet Alltagsgegenstände und unseren Umgang damit. In ihren Arbeiten spürt sie dem erzählerischen Potenzial nach, das ihnen innewohnt. Sie hinterfragt, wie das scheinbar Belanglose in die verschiedenen Bereiche der Wahrnehmungs- und Handlungsräume eingreift und somit Einfluss nimmt auf unser Denken, unser Leben und letztlich auf unsere Identität.
Macht der Mensch seinen Alltag oder macht der Alltag den Menschen?
Schaikowski interessiert vor allem das Spannungsverhältnis zwischen der Wiederholbarkeit, Flüchtigkeit und Austauschbarkeit von alltäglichen Dingen gegenüber unserem wachsenden Bedürfnis nach Individualität. In ihren hier präsentierten Objekten werden Pappbecher und Klopapierrollen in Kontrast zur starren Massivität des Betons gesetzt. Herausgelöst aus ihrem ursprünglichen Gebrauchskontext eröffnet sich auf diese Weise ein völlig neuer Blick auf längst bekannte Gegenstände, die uns umgeben.
Ines Schaikowski wurde 1981 geboren und lebt und arbeitet in Wriezen. Sie hat an der Philipps-Universität Marburg, am Bauhaus in Weimar und an der Universidad de Barcelona Medienwissenschaften, Medienkultur und Künstlerische Produktion und Forschung studiert. Einzelne Arbeiten aus ihrem künstlerischen Projekt Hybride Heimat wurden europaweit ausgestellt und wiederholt ausgezeichnet. Zuletzt waren Arbeiten daraus in der Fundación Fusterin Barcelona und im Kunstverein zu Rostock in Einzelausstellungen zu sehen sowie in Gruppenausstellungen im Marburger Kunstverein, dem Museo de la Universidad de Alicante/Spanien und der Fundación Vila Casas, Girona/Spanien. Sie war Stipendiatin der Paper-Residency! 2022.
Patchwork 43, 2023 - Karton, Papier auf Karton
Patchwork 44, 2023 - Karton, Papier auf Karton
Seit seiner Kindheit wurde der Künstler und Designer durch das Thema „Textilien“ geprägt, das durch sein Elternhaus in seinem Alltag sehr präsent war. Schon als Jugendlicher verschlang er Modemagazine und beschäftigte sich mit Stoffen, Garnen und Farben. Während dieser Zeit entwickelte er seine Papier-Collagen, in denen er gezielt Bildinhalte aus Magazinen und Tageszeitungen zu neuen Motiven zusammenfügte. Geschichtet und verschlungen bilden sich in Boras Arbeiten Strukturen aus Papier, die auf den zweiten Blick erstaunlich vertraut wirken.
Das konzeptuell verbindende Element seiner Arbeiten ist die strenge Auswahl seiner verwendeten Vorlagen: Ausschließlich Papiermaterial, das durch Einkäufe oder durch den Postversand in seinen Haushalt gelangt ist, wird dekonstruiert und neu gestaltet.
Cem Bora wurde 1965 in Istanbul geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Nach seiner Ausbildung am „Fashion Institute“ des Lette Vereins Berlin arbeitete er für Stilbüros in Paris und Amsterdam. Zwischenzeitlich gründete er ein eigenes Modelabel. Seit 2005 stellt Bora seine Arbeiten aus Papier aus, unter anderem in Ausstellungen in Berlin, Basel, Paris und Luxemburg. Er ist vertreten in der Sammlung Modebild-Lipperheidesche Kostümbibliothek, in den Staatlichen Museen zu Berlin.
Inherited Desire, 2018 – Lithographie auf BFK Rives
Seit Mitte der 2000er Jahre hat Jorinde Voigt ein eigenes grafisches System zur Übersetzung von Erfahrungen, Gedanken und Sinneseindrücken auf Basis von philosophischen Schriften und Kommunikationsmustern in der Musik entwickelt. Voigt übersetzt die Untersuchungsgegenstände in eine eigene Grammatik, die als präzise gezeichnete Linien- und Schriftsysteme, mal als gestrichelte Farbflecken, farbige Collagen oder Blattgoldeinlagen erscheinen.
Jorinde Voigts Werke sind in diversen Sammlungen vertreten, darunter Art Institute of Chicago; Centre Pompidou, Paris; Kunsthaus, Zürich; The Morgan Library & Museum, New York; Museum of Modern Art, New York; Pinakothek der Moderne, München; Staatliche Graphische Sammlung, München; Kupferstichkabinett, Berlin und andere. Ihre Werke werden international ausgestellt und durch vielschichtige Publikationen begleitet.
Ohne Titel, 2021 - Papier, Farbpigmente
Gegenwärtig bearbeitet Fee Kleiß die Überreste der jüngsten Geschichte: Experimentell, dekonstruktiv, fast archäologisch arbeitet sie an der Freilegung eines unübersichtlichen Netzes an Verbindungen zwischen gewachsenen und kulturell produzierten Gegenständen: sie zerlegt, transformiert und stellt neue Zusammenhänge her, bis die Dinge ihre Bedeutung verlieren und zu etwas Neuem verschmelzen.
In den hier gezeigten Arbeiten vereint sie Gefundenes mit Gesetztem. Verbindet Zufall mit geplantem Konzept. Flaches wird räumlich und erobert den Raum.
Fee Kleiß wurde 1984 in Kuchen geboren. Sie studierte zunächst in Mainz neben Bildender Kunst auch Philosophie und wurde anschließend Meisterschülerin an der Universität der Künste Berlin bei Valérie Favre. Sie erhielt Preise und Stipendien, darunter den Regina Pistor-Preis, DAAD Reise-Stipendium für Indonesien, Dorothea-Konwiarz-Stipendium und das Paper Residency! Stipendium. Ihre Werke waren in Einzel- und Gruppenausstellungen im Künstlerhaus Dortmund, Kunstverein Siegen, Atelierhof Kreuzberg, Salon Mutlu, bei Galerie Schwarz Contemporary sowie in Galerien und Kulturorten in Kopenhagen, Paris und New York zu sehen.
empathy test (auto), 2024 – Unbehandelter Stahl, Floatglas, Silikon, 20ml Urtinktur der eigenen Körperflüssigkeiten, Hahnemühle Britannia Watercolour
Jessica Maria Toliver kommuniziert mit dem Papier wie mit einem atmenden Organismus. In ihrem Dialog mit dem Werkstoff bindet sie vorgefundene oder manipulierte Strukturen ein, die sie in Papierschnitte, Zeichnungen, raumorientierte Installationen und Skulpturen wandelt.
Für empathy test (auto) fügt Toliver ihre Körperflüssigkeiten für den Zeitraum von vier Wochen, gelöst in 20ml homöopathischer Urtinktur, in ein mit Papier und destilliertem Wasser gefülltes Aquarium, wobei das Papier im Anschluss getrocknet wird. Die Arbeit schließt an die Werkreihe empathy test an, bei der sie sich explizit mit Fragen nach Dialog und Resonanz, Identität und Identifikation auseinandersetzte.
Der Titel empathy test (auto) verweist auf die im Laufe der Wochen entstehenden organischen Spuren auf der Papieroberfläche als Zeichen ihrer DNA. Die Arbeit befasst sich mit den Fragen des selbst (griech. auto) als eigentliches sein, nicht nur im physischen sondern auch geistig übergeordneten Sinn.
Jessica Maria Toliver wurde 1976 in Coburg geboren. Sie lebt und arbeitet in Schwerte, Nordrhein-Westfalen. Nach Ausstattungsassistenzen in Dortmund und Berlin entschied sie sich 2008 für die freie bildende Kunst und befasst sich seitdem mit Papier. Ihre Werke befinden sich in musealen Sammlungen wie dem Gustav-Lübcke- Museum, Hamm und dem Haus des Papiers, Berlin sowie u.a. in der Bürgerstiftung Rohrmeisterei, Schwerte, sowie in zahlreichen privaten Sammlungen. Sie war Stipendiatin der Paper Residency! 2022.
Baum 4 – Papierabguss, Holz, Acryl
Baum 9 (Paar) – Papierabguss, Holz, Acryl
Ute Krautkremer setzt sich mit Veränderung und Auflösung durch Zeit, Natur und den menschlichen Eingriff in diese auseinander. Dabei spielen Formen und Strukturen aus ihrem konkreten Umfeld eine wichtige Rolle. Das Vorgefundene übersetzt sie in ihre eigene Formensprache und ermöglicht so eine neue Sichtweise auf diese.
In der Werkserie Spurensicherung - Baum arbeitet Krautkremer mit abgetrennten Baumstämmen, Ästen und Baumscheiben. Die Baumfragmente stehen einerseits konkret für die Natur und den menschlichen Eingriff in diese. Gleichzeitig wird der Abdruck zu einer abstrakten Form, in der sich Spuren des Abgeformten wiederfinden lassen.
1958 in Koblenz geboren, lebt und arbeitet Krautkremer in Spay/Rhein und in Berlin. Sie studierte Bildende Kunst und Kunstgeschichte in Mainz. Förderungen hat sie z.B. von der Biennale di Venezia „Personal Structures“ bekommen oder das Projektstipendium Kultusministerium RLP. Ihre Werke wurden bereits in zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert.
Ohne Titel, 2024 – Hahnemühle Baumwollpapier Turner, Acrylfarbe
Conrad nutzt die Technik der Prägung, um das Medium der Malerei auszuweiten. Motivisch bedient sich der Künstler menschlichen Erfahrungen und montiert diese in seinen Arbeiten zu einem neuen Ganzen.
Während der Residenz nutzte Conrad sein eigenes Körpergewicht, um das Papier zu formen und in Bewegung zu setzen. Unterstützt durch die Einfärbung des Papiers werden diese hervorgehoben und erweitern das vermeintlich flache Papier in den Raum bis hin zu einem vermeintlich imaginär hörbaren Erlebnis.
1992 in Wuppertal geboren, lebt und arbeitet Conrad in Frankfurt am Main. 2014 begann er zunächst ein Studium der Architektur an der Bergische Universität Wuppertal, widmete sich dann jedoch dem Studium der Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Arbeiten werden international und national ausgestellt. Er ist einer der diesjährigen vier Stipendiaten des Residenzprogrammes Paper Residency! des Haus des Papiers.
Ohne Titel, 2024 – Watercolour Britannia Hahnemühle, Farbpigment
Ohne Titel, 2024 – Watercolour Britannia Hahnemühle, Farbpigment
João Freitas untersucht in seinen Arbeiten die Malerei an sich. Nicht nur den Akt des Malens, sondern alles, was damit einhergeht. Während seiner Erforschung wurde das Papier zu seinem eigenständigen Ausdrucksmittel. Es erweitert seine Malerei in den Raum hinein und löst sie so aus ihrem zweidimensionalen Kontext, wie auch den Werkstoff Papier selbst.
Die hier ausgestellten Werke entstanden im diesjährigen Paper Residency! Programm des Haus des Papiers. Durch die raffinierte Verbindung der Farbe mit dem vielschichtigen Körper des Papiers entstanden flauschige dreidimensionale Objekte, deren Farbigkeit so verhalten und geheimnisvoll ist, dass sich Assoziationen wie Rost oder gar Schnee einfinden. Jede dieser Assoziationen ist weniger als gedachter Zustand, sondern eher als ein Moment des Werdens auszusehen. Also eher wie Verrosten oder Verschneien, kein Ergebnis, sondern ein temporärer Zustand. Die Veränderung der vertrauten Oberfläche. Das Vorbereiten mittels akribischer Erkundung der Fasern: Wie reagieren sie auf Dies und auf Das…? Erschaffen impressionistisch anmutende schimmernde Räume und Flächen.
Lote mich aus.
Meine Tiefe.
Meine Weite.
So umfange ich deinen Geist.
Sichtbar wird das Flüchtige.
Annette Berr
Freitas wurde 1989 in Coimbra geboren. Er lebt und arbeitet in Brüssel. Er studierte Malerei an der Ecole nationale supérieure des arts visuels de La Cambre
Seine Arbeiten werden international präsentiert. Er ist einer der vier diesjährigen Stipendiaten des Residenzprogrammes Paper Residency! des Haus des Papiers.
Zero, 2013 – Buchobjekt (Ausstellungskatalog dOCUMENTA 13)
Noriko Ambe schichtet in ihren Arbeiten zugeschnittene Einzelblätter zu Gesamtskulpturen. Die tausenden filigranen Papierbögen erinnern so an organische Formen, die eine vermeintliche Reise durch die Zeit sichtbarmachen.
Die Arbeit Zero von Noriko Ambe verwendet den Ausstellungskatalog der Documenta 13 - eine Ausstellung, die für ihre politische Bedeutung und thematische Tiefe bekannt ist - als Werkstoff ihres Werkes. Die Arbeit ist Teil von Ambes Buchschnitt-Serie, die mehrere Werke zusammenfasst. Durch das feine Sezieren des physischen Buches kreiert sie komplexe Muster, die einen individuellen Rhythmus von Offenem und Geschlossenem erschaffen. Die zuvor getrennten Inhalte kommunizieren und verbinden sich zu einem neuen Gesamtbild.
1967 in Saitama, Japan geboren, lebt und arbeitet die Künstlerin in New York City und Japan. Sie studierte an der Musashino Art University in Tokio und erhielt bereits zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen. Ihre Werke befinden sich in renommierten Sammlungen, wie dem Whitney Museum of American Art und dem MOMA in New York. Vom Haus des Papiers erhielt sie 2024 den Bronze Paper Art Award und befindet sich mit einem Werk in der Sammlung.
Nineteen Spaces, 2024 - Pergamentpapier, Print, Wachs
Hills Arbeit erforscht das Zusammenspiel architektonischer und räumlicher Elemente wie Oberfläche, Tiefe und Form. Hierbei untersucht sie, wie diese Elemente manipuliert werden können, um die räumliche Wahrnehmung, Orientierung und Erfahrung der Betrachtenden zu stören.
In der ortsspezifischen Installation vereint Hills Einzelsegmente zu einem neuen raumgreifenden Gebilde. Die bespannten Keilrahmen zeigen verschiedene historische Schnittmuster, die in ihrer Form- und Farbensprache vermeintlich dem gleichen Bogen entstammen. Durch ihre Positionierung wird jedoch die Lesbarkeit der eingeschriebenen Information zerstört und lässt die Betrachtenden das große Ganze erfassen.
Laura Hills ist eine in London lebende Künstlerin und Musikerin. Laura ist eine aufstrebende bildende Künstlerin und hat an Ausstellungen und Performances wie dem Plas Bodfa Continuum (2022) und den Contemporary Music Proms (2022) teilgenommen. Sie ist Musikerin und Komponistin, und ihr erstes Album „Inside Out“ wurde 2022 von Linear Obsessional veröffentlicht. Sie hat auch zu Alben von Cities and Memories und dem Women's Collective beigetragen und ist Mitorganisatorin der Caer Llan Jazz Summer School. Sie war Teilnehmerin der AA2A Residency an der York St John University im Jahr 2024 und ist Gewinnerin des Gilbert Bayes Royal Society Sculptors Award für aufstrebende Bildhauer 2024.
Ohne Titel, 2024 – Milchtütenpapier, Hahnemühle Papiere, alte Fahrradschläuche
In seinen Arbeiten ist die Wiederholung ein zentrales Mittel, die sich durch Faltungen, Reihungen und Überlagerungen des verwendeten Materials einschreibt und zur Bildung einer Gesamtkonstruktion führt.
In der gezeigten Arbeit verbindet Frieder Falk Alltagsmaterialien mit Papieren aus dem künstlerischen Bereich. Er vereint damit formal zwei vermeintlich getrennte Verwendungsorte durch Wiederholungen der Muster zu einem untrennbaren Ganzen. Er öffnet in seiner Abstraktion Imaginationsräume für die Wiedererkennung von Formen, die die Betrachtenden mit den verschiedensten Objekten verbinden. Er holt den Alltag in die Kunst und die Kunst in den Alltag.
Nach einem Studium im Fachbereich Bildhauerei an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter schloss er sein Studium als Meisterschüler bei Prof. Thomas Rentmeister an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig ab. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Einzel- sowie Gruppenausstellungen national präsentiert.
Gelege, 2010 - Zwiebelpapier
Handick setzt den Ausgangspunkt ihrer Arbeit in die Faszination für die Natur und die Sorge um ihre Erhaltung und Wiederherstellung. Darin untersucht sie vor allem Überlebensstrategien und Anpassungen, Abhängigkeiten und Symbiosen, die sie wieder in die Gesellschaft zurückführen möchte. In ihrer Kunst verwendet sie vorwiegend natürliche Materialien, die sie auf ihre Verwendungsmöglichkeiten und Grenzen untersucht und so umweltfreundliche künstlerische Positionen erarbeitet.
In der hier ausgestellten Arbeit verwendet Anna Handick Zwiebelschalen als alternativen Rohstoff, um daraus ihre hauchzarten Papierkugeln herzustellen.
Anna Handick wurde 1985 in Nürnberg geboren. Derzeit lebt und arbeitet sie in Nicaragua. Sie studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei Claus Bury. Ihre Werke wurden in zahlreichen Einzelausstellungen in Deutschland, Schweiz und Nicaragua gezeigt. Sie erhielt diverse Förderungen u.a. die Debütantenförderung des Bayrisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und den Young Art Award des Artforum Ute Barth. Ihre Arbeiten sind Teil der Sammlung des Museums der Fundación Ortíz Gurdián in Leon/Nicaragua und der Kulturstiftung der Sparkasse Nürnberg. 2020 gründete sie das Projekt Abacaxi Artspace.
Ohne Titel, 2021 - Zeitungspapier, Tusche
Schichtung 16, 2023 - Zeitungspapier, Tusche auf Keilrahmen
Cem Bora nutzt in seinen Werken Ohne Titel und Schichtung 16 Zeitungen. Er verwendet diese in ihrer gesamten Form oder nimmt sie auseinander, fügt sie neu zusammen und überarbeitet diese mit schwarzer Tusche. Die Schwärzung der Inhalte löst sie aus ihrer ursprünglichen Verwendung und hebt ihr Grundmaterial hervor. Genommen aus dem Alltag wird es so zu einem besonderen Objekt.
Cem Bora wurde 1965 in Istanbul geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Nach seiner Ausbildung am „Fashion Institute“ des Lette Vereins Berlin arbeitete er für Stilbüros in Paris und Amsterdam. Zwischenzeitlich gründete er ein eigenes Modelabel. Seit 2005 stellt Bora seine Arbeiten aus Papier aus, unter anderem in Ausstellungen in Berlin, Basel, Paris und Luxemburg. Er ist vertreten in der Sammlung Modebild-Lipperheidesche Kostümbibliothek, in den Staatlichen Museen zu Berlin.
Cluster, 2021- Installation aus 20 Schallplatten - Hüllen, in Zellophan verpackt
Rosemarie Trockel ist eine der bedeutendsten und prägendsten deutschen Konzept-Künstler:innen der Gegenwart. Seit mehr als drei Jahrzehnten zählt sie zur höchsten Weltrangspitze der Kunstszene. Ihr weit gespanntes Werk entzieht sich bewusst einer eindeutigen Zuordnung und umfasst Collagen, Video-Installationen, Zeichnungen, Keramiken und Strick-Bilder. Diese machten Trockel ab Mitte der 1980er-Jahre weltberühmt: Die maschinell hergestellten „Woll-Bilder“ und „Strick-Helme“ mit oft kulturell und politisch aufgeladenen Motiven und Mustern spielten ironisch auf das Klischee der typischen „Frauenarbeit“ an und trafen den Nerv der Zeit. Immer wieder kommentiert Trockel die Frauenrolle in Gesellschaft und im Kunstbetrieb sowie deren Umkehrung und übt manchmal auf subtile, manchmal auf humorvoll-provokative Weise Sozialkritik.
Auf die Frage nach dem Werkstoff Papier antwortet Trockel mit Verpackungskunst. Hier begegnen wir dem Material also in einer bereits industriell recycelten Form. „Bleibt das Zellophan verschlossen, ist es Kunst. Reißt Du es auf, wird es ein Alltagsgegenstand.“ Dem Museum stellt Trockel ein Cluster aus streng komponierten und konzeptuell angeordneten LP-Hüllen zur Verfügung. Die Motive auf den einzelnen Verpackungs-Objekten korrespondieren miteinander und aus dem Dialog entsteht ein Hintergrundrauschen aus Assoziationsketten. Es gibt kein Entkommen; die Betrachtenden sind gezwungen, sich mit verschlüsselten Bild-Botschaften auseinanderzusetzen und sich zu positionieren. Bin ich dafür? Bin ich dagegen? In unserer modernen, von Icons und Emoticons verstümmelten Alltagssprache, die auf einfache Bilder reduziert wird, rühren Trockels komplexe Bildfragmente an kollektiv Unterbewusstes. Ihre Botschaften sind nicht einfach. Sie stören.
Rosemarie Trockel wurde 1952 in Schwerte geboren. Sie studierte an den Kölner Werkschulen, schlug Anfang der 1980er Jahre jedoch einen ganz eigenen Weg ein. Nach Einzelausstellungen in Köln und Bonn fand ihr Werk vor allem in den USA große Beachtung mit Ausstellungen im MoMA, New York; Museum of Contemporary Art, Chicago; Institute of Contemporary Art, Boston u.a. Zahlreiche bedeutende Auszeichnungen sowie Ausstellungsprojekte sind zu verzeichnen, u.a. war sie als erste Frau im Deutschen Pavillon an der Venedig-Biennale 1999 ausgestellt. Skulptur. Projekte Münster, 2007, Documenta X und XIII, Kassel, außerdem museale Retrospektiven u.a. im MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main und Museum Ludwig, Köln. Viele Werke sind Teil bedeutender Sammlungen weltweit. 1998-2016 war sie Professorin der Kunstakademie in Düsseldorf. 2012 war sie Mitbegründerin der Kölner Kulturinstitution Akademie der Künste der Welt. Sie war Stipendiatin des Paper Residency! Programms.
Mit unserem neuen Format der Sonderschau haben wir die Möglichkeit geschaffen, innovative Entwicklungen rund um den Werkstoff Papier im Rahmen unserer Ausstellungen im Haus zu zeigen. Hier präsentieren wir zum Auftakt besondere Positionen aus unserem ebenfalls dieses Jahr gegründeten Paper Future Lab by Haus des Papiers, in dem künstlerische Forschung, Industrie, Design und Handwerk zusammenkommen, um sich dem Thema Nachhaltigkeit im weitesten Sinne in Verbindung mit Cellulose aus diversen pflanzlichen Faserquellen zu widmen.
1. JOSEPH BEUYS
Plakat Hamburger Kunsthalle (Erdtelephon), 1992 - Offset auf Papier, Courtesy CESA Collection, Berlin
Plakat Kunstmuseum Bonn (Urobjekt. Erdtelephon), 1997 - Offset auf Papier, Courtesy CESA Collection, Berlin
Plakat Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Erdtelephon) - Offset auf Papier, Courtesy CESA Collection, Berlin
Für Joseph Beuys war die Bewahrung der Natur zeitlebens ein besonderes Anliegen. „Kunst ist die einzige Form, in der Umweltprobleme gelöst werden können“, verlautete er 1978 in einem Interview mit dem ZEIT-Magazin. Diese Überzeugung zeigte sich nicht erst in agrarökologischen Langzeitprojekten wie 7000 Eichen (1982-87), als er zur documenta 7 7000 Laubhölzer in Kassel pflanzte und den dortigen Baumbestand mehr als verdoppelte. Bereits die frühe Arbeit Urobjekt – Erdtelephon aus dem Jahr 1967 mahnt die verlorene Verbindung von Mensch und Natur an: Kein Anschluss unter dieser Nummer? Wer Sender, wer Empfänger ist, bleibt in dieser vieldeutig lesbaren Plastik unklar. Das Paper Future Lab by Haus des Papiers zeigt Plakate der Hamburger Kunsthalle und des Kunstmuseums Bonn, die mit dem „Erdtelephon“ für ihre Sammlungen werben.
Der Aktionskünstler und Bildhauer Joseph Beuys wurde 1921 in Krefeld geboren. Von 1946 bis 1952 studierte er Malerei und Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf und war später Meisterschüler von Ewald Mataré. Von 1961 bis 1972 bekleidete er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, aus der er wegen seines Einsatzes für die Aufnahme aller Studierenden ohne Numerus clausus sowie aufgrund der wiederholten Besetzung des Sekretariats entlassen wurde. Dahinter stand sein Verständnis eines „erweiterten Kunstbegriffs“. Beuys setzte sich mit Fragestellungen des Humanismus, der Sozialphilosophie und Anthroposophie auseinander. Er starb 1986 in Düsseldorf. 1979 zeigte das New Yorker Guggenheim-Museum eine Retrospektive seines Werks.“
(Text: Sarah Frost)
2. EVA BULLERMANN
Petrischale 1 - Carboxymethylcellulose, Glycerin
Petrischale 2 - Schaum aus Carboxymethylcellulose und Mikrokristalliner Cellulose
Petrischale 3 - Carboxymethylcellulose, Glycerin – getrocknet auf verschiedenen Unterlagen
Phiole 1 - Eierschalenhaut
Phiole 2 - Luffa Schwammkürbis
Phiole 3 - Haut zwischen Lauchzwiebellagen
Phiole 4 - Lauchzwiebellage
Luftkissen aus Carboxymethylcellulose, Glycerin verklebt mit Weizenkleister
Gerahmt:
Carboxymethylcellulose, Glycerin – mit Programm Grasshopper generiertes Muster zur Entstehung von Form durch Wasser und Luft in Pflanzen
Carboxymethylcellulose, Glycerin, Luftgefüllte Kammer verklebt mit Weizenkleister – Probe aus hoch konzentrierten Gelen
Carboxymethylcellulose, Glycerin, Zwiebelzellenmuster
3D Druck aus PLA (Polylactide) - Probe
In ihrer Masterarbeit zum Thema „Gestalten mit Cellulose, Luft und Wasser“ untersucht Bullermann die Verwendungsmöglichkeiten der stabilen, biologisch abbaubaren Strukturen von Cellulosefasern. Eva Bullermann versucht am Vorbild der Natur materialsparende komplexe Strukturen zu erschaffen, die Luft und Wasser als Material in den Gestaltungsprozess mit einbeziehen. Die ausgestellten Proben zeigen Modelle aus dem Cellulosederivat Carboxymethylcellulose, welches in der Lebensmittelindustrie als Verdickungsmittel verwendet wird. Durch die Ableitung aus dem Ausgangsstoff Cellulose kann diese mit Wasser zu einem viskosen Gel angerührt werden, welches dann in Form gegossen, geschäumt und getrocknet werden kann.
Eva Bullermann (*1993 im Bayerischen Wald) ist Textil- und Flächendesignerin und beschäftigt sich in ihren Arbeiten auf künstlerischem Weg mit der Entstehung von Form in biologischem Material sowie der Gestaltung von Material. Zuletzt war sie bei Matters of Activity im Projekt CollActive Materials als Projektassistenz und Gestalterin tätig. Im Projekt wurde spekulatives Design als Methode zur Wissenschaftskommunikation in Form von Workshops getestet.
3. ESTHER STÖGERER + JANNIS KEMPKENS
BLACK LIQUOR, 2020
Prototype Schuh
Black Liquor Gesamtkatalog mit allen Materialien
Petrischale 1 – Rohmaterial Fichtenspähne
Petrischale 2 – Recycelte Baumwollfaser
Petrischale 3 – Recycelte Cellulose
Petrischale 4 – Kaffeesatz
Esther Kaya Stögerer und Jannis Kempkens, ehemalige Absolvent:innen der Weißensee Kunsthochschule Berlin, arbeiten als Designer:innen in der Materialforschung. Esthers Fokus liegt auf der Nachhaltigkeit in der Modeindustrie und ihrer Lieferketten. Jannis beschäftigt sich mit Materialtransformation im Kontext von Abfall und Überproduktion. Im Rahmen des Forschungsprojekts Black Liquor arbeiten sie innerhalb eines interdisziplinären Netzwerks von Partner:innen an der Entwicklung von Materialien und Produkten auf der Basis von Lignin, einem Nebenstrom aus Bioraffinerien und Restprodukt der globalen Papier- und Zellstoffindustrie.
Black Liquor nutzt Lignin zur Herstellung von Materialien für die Möbel- und Modeindustrie und treibt den Paradigmenwechsel weg von erdölbasierten hin zu biobasierten Materialien und Produkten voran.
Zusammen mit anderen Designer:innen haben sie das Designstudio Circology gegründet. Circology ist ein Studio für Materialforschung und zirkuläres Produktdesign.
4. SOLVEIG GUBSER
Papiertinten
Parallel zu ihrer Arbeit als Designerin beschäftigt sich Gubser intensiv mit dem Medium der Zeichnung, Installation, Intervention und der Fotografie. Ihr Schwerpunkt ist das prozesshafte generative Arbeiten, die durch serielles Arbeiten entstehende Bildsprache und die Möglichkeiten der Weiterentwicklung dessen. Zufallselemente, Vorgefundenes, Objekte und Beobachtungen aus ihrem Alltag und der Natur sind Inspiration und Ausgangspunkt ihrer Arbeit.
In dem hier präsentierten Auszug aus ihrer Arbeit Papiertinten untersucht die Künstlerin die Rückführung von genutzten Farben auf dem und in dem Papier.
Hierfür dienen ihr Notizzettel, die während ihres künstlerischen Schaffens eine wichtige Quelle der Ideenfindung sind. Am Ende eines Projektes werden diese dann wiederverwertet durch die Extraktion der Tinten. Gefiltert, gesammelt und beschriftet werden sie anschließend in den hier gezeigten Flaschen verwahrt. Gubser untersucht im Anschluss, wie die Haltbarkeit der Tinten, die Lichtempfindlichkeit und deren erneute Verwendungsmöglichkeiten sind.
Solveig Gubser (1984) ist Designerin (Industrial Design, MA, UdK Berlin) und freischaffende Künstlerin aus der Schweiz. Zurzeit lebt und arbeitet sie in Dänemark.
5. LEONIE TSCHERNICH
Momi, 2024 – Momigami Technik, Papier, Wachs, Konnyaku-Stärke (Schuhprototype)
Das Schuhkonzept Momi nutzt Papier als Obermaterial, das durch die Momigami-Technik in ein stoffähnliches Material verwandelt wird, welches durch eine natürliche Wachsbeschichtung wasserabweisend wirkt. Dabei behält es die vorteilhaften Eigenschaften des Papiers bei, wie beispielsweise einfache Bedruckbarkeit, nahtlose Faltbarkeit und natürliche Färbbarkeit. Dies eröffnet unzählig neue Möglichkeiten im Farb- und Materialdesign von Schuhen.
Dieser Prototyp entstand im Rahmen des Semesterprojektes Paper Products an der Fakultät Design an der Technischen Hochschule Nürnberg unter der Leitung von Prof. Olaf Thiele im Modul Computer Generated Object Design.
2004 geboren, lebt und studiert Tschernich in Nürnberg. Hier studiert sie neben Typographie, Computer generierendes Objektdesign auch UI Design an der Technischen Hochschule Nürnberg.
6. JOY SCHOELLER
Etoui, 2024 – Zuckerrohr-Nebenprodukte, Baumwoll-Latex Gummi, Leim
Etoui steht für „Und ja“ im Sinne von Nachhaltigkeit, Stil und Design. Das Papier wird zu 100 % aus Zuckerrohr-Nebenprodukten hergestellt und mit einem Baumwoll-Latex-Gummi verschlossen. Damit bietet das Zahnpflegeetui allen Naturfreunden, ob Outdoor oder auf Reisen, eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Plastik- oder Polyestertaschen.
Dieser Prototyp entstand ebenfalls im Rahmen des Semesterprojektes Paper Products an der Fakultät Design an der Technischen Hochschule Nürnberg unter der Leitung von Prof. Olaf Thiele im Modul Computer Generated Object Design.
Joy Schoeller absolvierte eine Ausbildung zur Technischen Anschauungsmodellbauerin im väterlichen Betrieb Leif Schoeller. Anschließend besuchte sie die Fachoberschule für Gestaltung in Nürnberg und studiert nun an der Technischen Hochschule Nürnberg Design mit den Schwerpunkten Computer Generated Object-, Grafik-, Raum- und Eventdesign.
7. NICHOLAS PLUNKETT
Fecal Matters, 2019 - Zellulose, Pektin, natürliche Färbemittel
Lobke Beckfeld, Elisabetta Goltermann, Nicholas Plunkett, Melissa Krame
Können wir wiedergewonnenes Hygienepapier als Kleidung am Körper
tragen oder es gar als Essgeschirr verwenden? Woher rühren unsere
Vorbehalte gegenüber diesem recycelten Material und lassen sie sich
überwinden? Diesen Fragen widmeten sich Nicholas Plunkett, Elisabetta
Goltermann, Melissa Kramer und Lobke Beckfeld im Forschungslabor
greenlab der Kunsthochschule Weißensee. Das übergeordnete For-
schungsthema des greenlabs rückt die Circular Economy in den Fokus.
Das Modell der Kreislaufwirtschaft setzt dem linearen Verwertungsmo-
dell die grundlegende Idee der zyklischen Wiederverwendung entgegen.
Nicht biologisch abbaubare Materialien sollen kontinuierlich im Produk-
tions- und Verwertungskreislauf gehalten werden, während biologisch
abbaubares Material der Natur zurückgegeben wird und als Nährstoff
dient.
In ihrem Entwurfsprojekt Fecal Matters untersuchten Nicholas Plunkett,
Elisabetta Goltermann, Melissa Kramer und Lobke Beckfeld die Gestal-
tungspotenziale und möglichen Anwendungsbereiche von aus Abwäs-
sern wiedergewonnener Zellulose aus Toilettenpapier.
Weltweit werden jeden Tag rund 83 Millionen Rollen Toilettenpapier
hergestellt, für deren Produktion täglich etwa 27.000 Bäume für den
internationalen Verbrauch gefällt werden. Das Projekt erforscht auf
experimenteller und praktischer Ebene Möglichkeiten, den Wertstoff
Zellulose in einen weiteren Materialkreislauf zu überführen und ihn zu
Textilien zu verarbeiten.
Das Labor greenlab der Gestaltungsfachgebiete an der Weißensee
Kunsthochschule Berlin vernetzt praxisorientierte Forschungsprojekte
und Industrie mit dem Ziel, gemeinsam innovative Konzepte für nach-
haltige und umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen zu ent-
wickeln.
8. RELEAF PAPER
Einkaufstüte – Recyceltes Stadtlaub
Releaf Paper ist ein junges, innovatives Unternehmen, das Grünabfälle in wertvolle Rohstoffe für die Papier- und Verpackungsindustrie verwandelt. Durch die Verbindung von wissenschaftlichem und unternehmerischem Enthusiasmus verändern sie die Wahrnehmung der Menschen in Bezug auf die verantwortungsvolle Nutzung von Ressourcen für die Papierherstellung.
Das Unternehmen wurde 2021 in der Ukraine durch die Zusammenarbeit eines talentierten Wissenschaftlers und eines erfolgreichen Unternehmers gegründet.
Releaf Paper nutzt aktiv Vertragsfabriken in der Ukraine und der EU, um Papier und Verpackungen mit der Releaf-Technologie herzustellen. Was als Forschungsprojekt eines 16-jährigen Schülers begann, hat sich innerhalb von fünf Jahren zu einem internationalen, dynamischen Startup-Unternehmen mit Büros in Paris und Kiew und globalen Ambitionen entwickelt.
9. TU MÜNCHEN, CAMPUS STEABING FÜR BIOTECHNOLOGIE UND NACHHALTIGKEIT – FELICITAS VON USSLAR, ALEXANDER HELMBRECHT
Balsaholz am Ende delignifiziert
Buchholz, Querschnitte unbehandelt
Diverse Holzproben in verschiedenen Stadien der Oberflächendelignifizierung
Getrockneter Celluloseschaum – bestehend aus bakterieller Cellulose
Cottonid Muster
Das Projekt „Vom Holz zum Papier“ des Lehrstuhls für Biogene Polymere an der TU München zeigt die Transformation von Holz zu Zellulose und weiter zu Papier.
Ausgangsmaterialien wie Balsa- und Buchenholz werden chemisch delignifiziert, wobei das Lignin entfernt wird und die Zellulose-Struktur erhalten bleibt. Verschiedene Stadien der Delignifizierung werden dokumentiert, vom festen Holz über Zellulosefasern bis hin zu Papiervarianten. Zudem werden innovative Materialien wie bakterieller Celluloseschaum und Cottonid vorgestellt. Mikroskopische Aufnahmen veranschaulichen die strukturellen Veränderungen während des Prozesses. Das Projekt verdeutlicht die Umwandlung von Holz zu nachhaltigen Papier- und Zelluloseprodukten.
Dr. Cordt Zollfrank leitet den Lehrstuhl für Biogene Polymere der Technischen Universität München am Campus in Straubing. Alexander Helmbrecht arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl für Biogene Polymere der Technischen Universität München unter der Leitung von Prof. Cordt Zollfrank. Zuvor studierte er im Bachelor und anschließenden Master „Nachwachsende Rohstoffe“ an der TU München am Campus in Straubing. Zum 1. Oktober 2021 schloss er sich dem Lehrstuhl für Biogene Polymere an. Felicitas von Usslar arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Biogene Polymere der Technischen Universität München unter der Leitung von Prof. Cordt Zollfrank. Nach einem Grundstudium in Chemie vertiefte sie im Master die Bereiche der Anorganischen und Angewandten Materialwissenschaften. Ein Forschungssemester and der Universität Stockholm verstärkte die Begeisterung für Cellulose-Forschung bevor sie sich dem Lehrstuhl Ende 2021 anschloss.
In Formation 1, 2024 - Archivpigmentdruck / Archival pigment print
In Formation 2, 2024 - Archivpigmentdruck / Archival pigment print
In Formation 3, 2024 - Archivpigmentdruck / Archival pigment print
Katja Strunz ist vor allem durch ihre Skulpturen, Collagen und raumgreifenden Installationen bekannt. Sie widmet sich in ihren Arbeiten den Verwirrungen von Raum, Erinnerung, Bewegung und Zeit sowie deren Wahrnehmungen. Dabei nutzt sie das Mittel der Faltung, um Verdichtungen, Fragmente und Druck zu erzeugen. Der „verlorene Blick“ birgt dabei neue Entfaltungsmöglichkeiten und birgt ein vielfältiges Deutungspotenzial.
Die hier präsentierten Arbeiten entstanden dieses Jahr in unserem Residenz Programm Paper Residency!. Die aufgedruckten Satellitenbilder abstrahiert die Künstlerin durch präzise Faltungen und erschafft so neue Muster, die zum Rätseln einladen.
Die in Berlin lebende Künstlerin Katja Strunz wurde 1970 in Ottweiler geboren. Nach einem Studium der Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg Universität in Main studierte sie an der Akademie der Bildendenden Künste in Karlsruhe Malerei und Graphik. Sie schloss als Meisterschülerin bei Prof. Meuser ab. Ihre Arbeiten werden international ausgestellt und sie wurde mehrfach ausgezeichnet. 2024 war sie Stipendiatin des Residenzprogrammes des Haus des Papiers.
Tracing Vista 14 (Cipollino Venato Rosso/Morning), 2023 – Tusche und Papier mit Putz
Anri Sala untersucht die Beziehungen zwischen Erzählung, Musik, Architektur und Film. Hierfür nutzt er verschiedene Medien, um deren eigenen Qualitäten in die jeweilig anderen zu übertragen und zu nutzen.
In der Serie Tracing Vista entstanden mehrere Papierarbeiten, die die Übertragung der Zeichnungen auf einen frisch aufgetragenen Freskoputz festhalten. Entlang der gesetzten manuellen Spuren in Form von Zeichnungen bleiben beim Abziehen des Papiers Gipsstücke auf dem Blatt rückseitig anhaftend. Das ausgestellte Negativ der Zeichnung offenbart so den Schichtungsprozess, der durch diese Technik entsteht. Es fasst so die verschiedenen Zeitlichkeiten ein – wie eine Momentaufnahme und gleichzeitige Zusammenfassung eines ganzen Handlungszeitraumes – sozusagen ein Filmstill in der Papierform. Damit ist dieses Werk ein weiteres wunderbares Beispiel für Salas medienübergreifende Arbeitsweise.
Anri Sala, geboren in Tirana, lebt und arbeitet in Berlin. Er schloss sein Bachelor Studium in Malerei und Skulptur an der Nationalen Akademie für Kunst in Tirana ab. Anschließend studierte er Video an der École Nationale des Arts Décoratifs in Paris und vollendete sein Studium in Filmregie in Tourcoing, Frankreich. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Vincent Award (2014). Einzelausstellungen waren u.a. im Centro Botín, Santander (2019–2020), im Castello di Rivoli, Turin (2019), in der Marian Goodman Gallery, New York (2018), im Tamayo Museum, Mexico-Stadt (2017), im New Museum, New York (2016), im Haus der Kunst, München (2015), im Centre Pompidou, Paris (2012), und in der Serpentine Gallery, London (2011) zu sehen. Sala nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen und Biennalen teil, wie der 57. Biennale di Venezia (2017), als Repräsentant Frankreichs an der 55. Biennale di Venezia (2013), der dOCUMENTA (13) (2012), der 29. Bienal de São Paulo (2010), der 2. Moscow Biennale of Contemporary Art (2007) und der 4. Berlin Biennale (2006).
Kitsune Lady, 2021 - Papiermaché
Leiko Ikemura zählt zu den bedeutendsten Kunstschaffenden der Gegenwart. Ihre Gemälde und Objekte kreisen um Themen der Verwandlung und Verschmelzung von Mensch und Natur. Die hybridartigen Kreaturen und Fabelwesen sind stets schemenhaft dargestellt, im Zustand des Werdens eingefroren. Das herausragende Merkmal dabei ist Ikemuras Fähigkeit, zwei sehr unterschiedliche Pole – die europäische und die fernöstliche Kultur – zu verschmelzen. Ihre stillen Landschaften und die zumeist weiblichen Hybrid-Wesen sind oft Ausdruck von Unbestimmtheit und von den Tiefen menschliche Natur. Ikemuras Skulpturen entstehen meist aus Bronze, Terrakotta oder Glas.
Für das Haus des Papiers schuf sie nun ihre allererste dreidimensionale Papierarbeit überhaupt. Dafür fügte sie einer ihrer bekanntesten Serien ruhender Köpfe zwei neue Exemplare in dem hochweißen Werkstoff Papiermaché hinzu. Die ungeglättete weiße Oberfläche mit den delikat modellierten Gesichtszügen verweist leise auf die Inspiration hinter dem Werk – das mythologische Wesen Kitsune, einen Eisfuchs, der die Gestalt einer schönen jungen Frau annimmt. Die Präsenz ihrer traumwandlerischen Werke ist stets atemberaubend. Hier ist jetzt eine neue Komponente, das physisch Leichte, hinzugekommen. Im Objekt Kitsune Lady zeigt sich dies besonders schön – eine fragile Form, ein Hauch von Papier. Die Zeit scheint erstarrt. Alles kommt zur Ruhe. Atem erfüllt uns wie Leben.
Leiko Ikemura wurde 1951 in Tsu/Japan geboren. Mit 21 Jahren zog sie nach Europa für ein Literatur- und später Malerei-Studium in Sevilla. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. August-Macke-Preis, 2009; Deutschen Kritikerpreis für Bildende Kunst, 2001. 1990–2015 lehrte sie an der UdK Berlin. Weltweite Ausstellungen, darunter: Kunsthalle Karlsruhe; Kunstmuseum Basel; MCBA Musée Cantonal des Beaux-Arts, Lausanne; Museum für Ostasiatische Kunst, Köln; National Museum of Modern Art, Tokyo; Nevada Museum of Art, Reno; Weserburg – Museum für Moderne Kunst, Bremen. u.a. Ihre Werke befinden sich in Sammlungen von Centre Georges-Pompidou, Paris; Kunstmuseen Basel, Bern und Zürich; Kunsthalle Nürnberg; Museum Kunstpalast Düsseldorf, u.a.
PS 2022 14 – Papier, Graphit, Tusche, Buntstift
PS 2023 3 – Papier, Graphit, Tusche, Buntstift
PS 2021 8 – Papier, Graphit, Tusche, Buntstift
Leonie Mertes befasst sich in ihrer Arbeit mit der Technik des Zeichnens. Sie versucht immer wieder neue Formen und Aspekte zu ergründen und nutzt hierfür als Grundlage das Papier. Minimiert auf wenige Mittel setzt sie den händischen Graphitstrich als Werkzeug ein. Sie bearbeitet das Papier - erforscht, zerstört und hebt hervor.
In den Arbeiten der Serie PS legt Mertes durch die Verletzung des Papiers sein Inneres frei – die Faser wird zu einem Gestaltungselement des Werkes an sich und tritt in den Raum. Hier wird das zweidimensionale Blatt durch die Bearbeitung mit dem Stift zu einem dreidimensionalen. – Der Bildträger wandelt sich zum Objekt. Ihr Inneres wird nach außen gekehrt und offenbart uns seine vielschichtige Schönheit.
Leonie Mertes wurde 1967 in Neuerburg/Südeifel geboren. Sie lebt und arbeitet in Hüttingen. Nach einem Studium an der Europäischen Kunstakademie in Trier und einem Diplom für Freie Kunst an der Hochschule der bildenden Künste Saar in Saarbrücken, wurde sie Meisterschülerin bei Prof. Katharina Hinsberg.
Ihr Arbeiten werden international ausgestellt in Einzel- sowie Gruppenausstellungen.
Sie ist die Silberpreisträgerin des Paper Art Award des Jahres 2024.
Ohne Titel, 2021 - Papierschnitte
Das Rasterprinzip ist Fiene Scharps künstlerisches Mittel. Die Feingliedrigkeit – die Bedingung ihrer Werke. Die zweidimensionalen Zeichnungen von Rasterpapieren aller Art überführt sie durch mikroskopisches Ausschneiden in das Räumliche. Durch das fast vollständige Abtragen der Weißräume entstehen Geflechte und filigrane netzartige Gefüge, die sich der Stabilität eines festen Musters fast völlig entledigt haben. Diese Arbeiten sind durchzogen von einer Spannung, die leise und nach und nach spürbar ist: Auf der einen Seite steht die immer gleiche Struktur eines industriell hergestellten Blattes, die sich auch im seriellen Charakter der Präsentationsart spiegelt. Demgegenüber passieren durch die per Hand ausgeführten Schnitte minimale Varianz und winzige Brüche in der Wiederholung. Diese unausweichlichen Differenzen und Brüche, versetzte Wölbungen und Faltungen sind jedoch nicht als Makel zu betrachten. Vielmehr sind es zarte Spuren des individuellen Charakters eines jeden Blattes, die erst beim genauen Hinschauen entdeckt werden wollen.
Fiene Scharp wurde 1984 in Berlin geboren. Sie studierte Bildende Kunst und Literatur an der Universität der Künste und der Humboldt-Universität in Berlin. 2012 erhielt sie den Meisterschülerpreis des Präsidenten der UdK; sie war Stipendiatin des Else-Heiliger-Fonds der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Stiftung Kunstfonds. Ihre Werke waren in Ausstellungen in Europa, Nordamerika und Asien zu sehen: Centre for Recent Drawing, London; Kunsthalle Bremerhaven; Kunstmuseum Stuttgart; Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt; Stedelijk Museum's-Hertogenbosch (NL), u.a.
Sie ist Preisträgerin des Paper Art Award vom Haus des Papiers in Gold des Jahres 2021.
Ohne Titel, 2021 (Nr.2) – Foto-Objekt, Unikat
Die Arbeit im hinteren Teil des Museums greift die Arbeitsweise in einer Abwandlung erneut auf. Das Spiel zwischen der Drei- und Zweidimensionalität, Täuschung und dem tatsächlich Vorhandenem spielt auch hier eine wichtige Rolle.
Christiane Feser wurde 1977 in Würzburg geboren. Sie studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Ihre Arbeiten werden weltweit in Ausstellungen gezeigt, darunter im Frankfurter Kunstverein; dem Getty Museum, Los Angeles; dem Kunstmuseum Bochum; dem Palazzo Strozzi, Florenz sowie im Solomon R. Guggenheim Museum, New York. Ihre Werke sind in den Sammlungen des Guggenheim Museums, New York; im Minneapolis Institute of Art; im Mönchehaus Museum, Goslar; im ZKM Karlsruhe und der Sammlung Klein. Christiane Feser ist die erste Stipendiatin der Paper Residency! des Haus des Papiers.