Anri Sala

Anri Sala
A Thousand Windows. The World of the Insane, 2004
Courtesy of the artist, VG Bild-Kunst, Bonn
Mit dem Zusammenbruch der Diktatur in Albanien Anfang der 1990er Jahre wurden Zeitungskioske über Nacht zu Schauplätzen eines nie dagewesenen Pluralismus. Zeitungen mit neuen Stimmen und Perspektiven prägten plötzlich das öffentliche Bild. Anri Sala, der diesen Moment als junger Mann erlebte, fängt in seinen Fotografien die Atmosphäre dieser Schwelle ein: Menschen, die sich vor Kiosken versammeln, staunend, tastend gegenüber einer neuen Freiheit. In einer Zeit, in der Informationen allgegenwärtig sind und oft zum Hintergrundrauschen reduziert werden, erinnern uns Salas Bilder an die ursprüngliche Kraft der freien Meinungsäußerung. Hier wird die Presse nicht als Ware gezeigt, sondern als Ausdruck demokratischer Selbstermächtigung als Eckpfeiler jeder offenen Gesellschaft.
Anri Sala wurde 1974 in Tirana, Albanien, geboren. Er studierte zunächst Filmregie in seinem Heimatland und später Kunst und Medien in Paris. Heute lebt und arbeitet er in Berlin. Mit seiner medienübergreifenden Praxis - die Fotografie, Film und immersive Klanginstallationen umfasst - gilt er als einer der wichtigsten Künstler seiner Generation. Seine Arbeiten wurden u. a. auf der Biennale von Venedig, in der Tate Modern, im Centre Pompidou und im New Museum in New York gezeigt.