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Finja Sander

Finja Sander 
backyard reunion, 2025 
©FINJA SANDER 2025

Die Arbeit backyard reunion ist ein Werk aus der neuen fotografischen Serie Twenty-Something Girls. Ausgehend von ihrer fortwährenden Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur, dem kollektiven Gedächtnis und historischen Narrativen, die unser gesellschaftliches Selbstverständnis prägen, fokussiert die Serie den körperlichen Ausnahmezustand des Sich-Übergebens. So wie sich Unwohlsein und Übelkeit manchmal schleichend, oft auch schlagartig im Körper ausbreiten und schließlich in einem physischen „Ausbruch“ münden, überkommen uns Erinnerungen und innere Bilder – unvermittelt, unkontrollierbar, drängend.

 

Die Fotografie zeigt die Künstlerin selbst, wie sie sich übergibt – ihre Haare werden ihr dabei von einer langjährigen Kindheitsfreundin gehalten. Die Szene ist gerade unter jungen Frauen eine vertraute, beinahe rituelle Alltagsszenerie: Trost, gegenseitige Unterstützung, Fürsorge. Eine popkulturell konnotierte Geste, die Sander aus der US-amerikanischen Serie Sex and the City entnommen und in ihren eigenen künstlerischen Diskurs überführt hat. Im adaptierten Motiv zeigt sie ihren eigenen Körper, der sich windet und krümmt – eine Inszenierung, die ihrer bisherigen Arbeit eine sehr persönliche Ebene hinzufügt. Dabei untersucht sie das Potenzial einer emotional aufgeladenen, beinahe kitschigen Intimität in einer Erinnerungskultur, die zunehmend distanziert, fragmentiert und entleert wirkt.


Für das Fotofestival Kommunikation und Haltung entwickelte Sander das Motiv zu einer mehrdimensionalen Rauminstallation für die Präsentation in der Baseler Galerie „See You Next Tuesday“. Backyard reunion ist mehr als nur ein persönliches Bild. Es lässt sich als Kommentar auf eine Gesellschaft lesen, in der Erinnerung zunehmend über mediale Codes, starren Ästhetiken und Wiedererkennbarkeit verhandelt wird. Die intime Geste des Sich-Kümmerns, des Geteilten in der Schwäche, gewinnt hier eine politische Dimension: Sie verweist auf das Fundament einer demokratischen Kultur, in der Erinnerung nicht nur Archiv, sondern auch Handlungsspielraum bleibt – ein Ort der Empathie, der Reibung und des Sich-Verortens in einem kollektiven Wir.

Finja Sander, geboren 1996 in Hildesheim, Niedersachsen, studierte an der Universität der Künste Berlin in der Klasse von Ursula Neugebauer und Valerie Favre. Sie schloss ihr Studium 2022 mit dem Meisterschülertitel ab. Ihre Performances wurden unter anderem im C/O Berlin (2019), im Museum für Fotografie, Berlin (2021), sowie im Hamburger Bahnhof, Berlin (2021) gezeigt. Sie lebt und arbeitet in Berlin und wird von der Galerie Burster Berlin/ Karlsruhe, sowie von Galerie Jochen Hempel, Leipzig vertreten.

Exhibition Space:
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